Karl Dedecius

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Karl Dedecius, 1921 in Lodz/Polen geboren, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten für die Vermittlung polnischer Literatur und Kultur in Deutschland. Nach Kriegsende und russischer Gefangenschaft baute er sich 1952 langsam eine Existenz im Westen auf, die ihm anfangs nur nach getaner Arbeit erlaubte, sich seiner Leidenschaft für die polnische Literatur und ihrer Übersetzung zu widmen. Seine Ausdauer wurde 1959 mit der Herausgabe der ersten Anthologie „Lektion der Stille“ belohnt. Unermüdlich übersetzte er darüber hinaus polnische Schriftsteller wie Zbigniew Herbert, Stanisław Jerzy Lec, Czesław Miłosz, Tadeusz Różewicz und Wisława Szymborska ins Deutsche. 1979 initiierte er das Deutsche Polen-Institut in Darmstadt, dessen Direktor er bis 1997 blieb. Neben seinen zahlreichen Übersetzungen gelten die 50-bändige „Polnischen Bibliothek“, an der er 20 Jahre arbeitete, und das siebenbändige „Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts“, als seine Hauptprojekte. Beide schloss er im Jahr 2000 ab.

Dedecius wurde vielfach gewürdigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1990 und dem Orden des Weißen Adlers neun Jahre später in Polen. 2010 ehrte ihn die Deutsche Nationalstiftung mit dem Nationalpreis „als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland“. Professor Dr. h.c. mult. Karl Dedecius, einer der letzten Vertreter der Kriegs- und Versöhnungsgeneration, verstarb am 26. Februar 2016 im Alter von fast 95 Jahren in Frankfurt am Main. Sein Lebenswerk ist heute zum Inbegriff der deutsch-polnischen Verständigung geworden.